Der Junge, das Mädchen und das Fahrrad
Kapitel 1
Sie stehen am sechsten Tee und schauen nach oben. Etwas, hoch oben in der Krone des Baumes, fängt Ihren Blick. Am Stamm hängt ein verrostetes Fahrrad, wie eine Medallie an einer Militärsjacke. Das ist kein gewöhnlicher Anblick, aber die Geschichte wie es dazu kam ist ebensowenig gewöhnlich. Die Legende sagt, dass vor vielen Jahren, während des Spanischen Bürgerkrieges, ein junger Einwanderer auf den Feldern arbeitete. Er war arm, wie viele andere in seiner Lage. Das Fahrrad war sein einziges Transportmittel.
Er fuhr damit am frühen Morgen los, arbeitete von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und fuhr nach Hause. Oft war der Junge als Erster bei der Arbeit und der Letzte der nach Hause fuhr. Eines morgens liess er sein Fahrrad wie jeden Morgen im Schatten stehen und wollte gerade in die Felder gehen, als er ein junges Mädchen sah, das gegen eine Pinie gelehnt ein Buch las. Er hatte sie schon vorher gesehen, als sie auf einer wunderschönen kastanienfarbenen Stute den schmutzigen Weg von den Feldern zur Finca ritt.
Diesen Morgen tippte er sich an den Hut und sagte Buenos Dias. So fing es an. Er würde sie von nun an jeden Morgen an der selben Stelle sitzen sehen. Nach und nach fasste der den Mut mit ihr zu sprechen. Er kam jeden morgen ein bisschen früher um mehr mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Bald verliebten sie sich ineinander. An manchen Morgenden traf sie ihn auf der Strasse, setzte sich auf den Fahrradlenker und sie verbrachten ein paar kostbare Augenblicke miteinander, durch die Feldwege fahrend. Sie liebte die Geschwindigkeit und er liebte es wenn ihr Haar im Wind wehte und ihren Duft. Zusammen auf dem Fahrrad fühlten sie sich frei. Als seine Mutter es herausfand, bat sie ihn das Mädchen zu vergessen, seine Arbeitskollegen warnten ihn, aber der Junge war jung, verliebt und unerschrocken. Bald sollten zwei Dinge geschehen, die das Leben der beiden für immer verändern sollte. Die Ernte war beendet und im ganzen Land brach der Krieg aus.
Kapitel 1
Kapitel 2
Es war ein gutes Jahr für die Bauern der Region, die Ernte war früh, aber sie fiel sehr ordentlich aus. Doch es war ein ganz schlechtes Jahr für die Demokratie Spaniens, denn der am 17. Juli 1936 ausgebrochene Bürgerkrieg erreichte nun auch Mallorca. General Franco und seine Truppen breiteten sich wie eine riesige Krake über das ganze Land aus und bekämpften mit übergroßer Härte jeden, der die junge Republik unterstützte. Der junge Mann, sein Name wird mit Joaquim überliefert, war ein Antifaschist und nahm mit vielen anderen den Kampf gegen die rechtsgerichteten Militärs auf.
Bald herrschte Ausnahmezustand, die Faschisten wurden immer mächtiger und das Mädchen Gabriela und er sahen sich immer seltener, in den Kriegswirren wurde es zu gefährlich. Als Gabriela eines Tages zum verabredeten Zeitpunkt im Wald an den Treffpunkt kam, war Joaquim nicht da. Allerdings stand sein Fahrrad angelehnt an einen Baum, also nahm sie an, er sei in der Nähe. Sie wartete Stunde um Stunde, doch Joaquim tauchte nicht auf. Enttäuscht machte sie sich bei Einbruch der Nacht auf den Heimweg und hoffte auf ein Lebenszeichen ihrer großen Liebe. Doch das sollte nie kommen. Joaquim war einer der vielen Spanier, die in den Krieg gezogen waren und deren Schicksal nie geklärt werden konnte. Am Ende waren es mehrere hunderttausend Tote, die dem Bürgerkrieg zum Opfer fielen. Auch Joaquim wurde nie gefunden, sein Schicksal liegt im Dunkeln, sein Fahrrad mitten im Wald geriet in Vergessenheit. Das Rad verfiel, die Reifen lösten sich, Rost setzte ein. Der Baum, zu dem Zeitpunkt noch jung, ließ es zu, dass die Vordergabel und das Zahnrad sich mit seiner Rinde verbanden und mit dem Wachstum des Baumes nahm der Baum das Fahrrad immer fester an sich und mit in die Höhe. Heute, mehr als 80 Jahre später, ist ein mächtiger Baum entstanden, der das Fahrrad in luftige Höhen befördert hat und dort an ihm festhält und es wie ein Mahnmal präsentiert. Wenn Sie am Abschlag von Loch 6 stehen, sehen sie es zu ihrer rechten Seite in fast acht Metern Höhe. Sie müssen ihren Blick nur weit genug nach ober richten. Wie wir von T-Golf diese einmalige Erscheinung würdigen werden, erfahren Sie bald in Kapitel III.